mehrraum

„Ich fühle mich wie fremdgesteuert.“

Wie oft haben wir in unserem Leben doch den Eindruck, fremdgesteuert zu sein. Vom einen Moment verhalten wir uns auf eine Art und Weise, die uns ratlos zurücklässt. Wir würden unser Verhalten schon ganz gerne ändern – aber wie?! Mit guten Vorsätzen und Disziplin klappt es in der Regel nicht allzu lange… Mir ist vor zwei Tagen etwas passiert, das dieses Thema ganz anschaulich illustriert.

Ich war 23 Jahre lang Brillenträgerin und vor ein paar Monaten auf Kontaktlinsen umgestiegen, die ich seitdem tagtäglich von früh bis spät trage. Kurz vor Weihnachten machten wir einen gemütlichen Film-Nachmittag mit den Kindern. Wir hatten den Raum ein wenig abgedunkelt, nur aus einem Fenster fiel noch ein kleiner Lichtstrahl auf den Fernseher, in dem er sich leicht reflektierte.

Ich nahm die Reflexion nur unbewusst wahr, hatte dennoch sofort den starken Impuls, mir die Brille auf der Nase nach oben zu schieben. Nur: ich trug gar keine Brille, sondern natürlich Kontaktlinsen. In diesem Wissen hob ich natürlich nicht den Arm – wieso auch?

Ab dem Moment meiner Weigerung war ich in einem Kampf gegen mich selbst gefangen. Ich WOLLTE den verflixten Arm nicht heben, aber mein Gehirn, mein „Unterbewusstsein“, gab ihm bei jedem Blick in den Fernseher den Befehl dazu. Ich begann, mich richtig unwohl zu fühlen. Erst war es wie ein Juckreiz, dem ich nicht nachkommen konnte. Dann spürte ich plötzlich starke Beklommenheit in meinem Brustraum – Enge, Druck.

Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut

Es war mir in meinem Leben schon oft begegnet; öfter, als mir lieb war. 

Es quälte mich immer:

  • in Stresssituationen und ließ mich in ihnen zwanghaft zu Süßigkeiten greifen
  • wenn ich Angewohnheiten ablegen wollte, von denen ich wusste, dass sie mir schaden
  • eigentlich immer dann, wenn ich aus meinen üblichen Mustern ausbrechen wollte.

Es ist ein fieses Gefühl und keines, das man leicht aushält. Es fühlt sich fürchterlich beklemmend an, engt den Brustraum ein und lässt den Atem flach werden. Dieses Gefühl ist so stark und unangenehm, dass es einen nach seiner Pfeife tanzen lässt. Und es piesackt so lange, bis es sich durchgesetzt hat.

In der Situation vor dem Fernseher konnte ich die Oberhand über das Gefühl behalten, weil ich ganz genau und ohne einen Zweifel wusste, dass mein Gehirn einem Irrtum aufgesessen war.

Aber wie oft weiß ich die Situation nicht einzuschätzen?

Wie viele Automatismen und Wahrnehmungsfilter wirken Tag für Tag in mir? Ich weiß nichts von ihnen. Ich weiß nicht, wann, wie und wieso sie entstanden sind. Ich weiß nicht, auf welche Auslöser sie reagieren, von denen ich wiederum auch nichts weiß. Und genauso wenig weiß ich, wieso sie so reagieren, wie sie es tun.
Aber sie lenken mich: meine Gedanken, meine Entscheidungen, mein Verhalten. Vollkommen egal, ob ich all das gut finde oder nicht.

Meditation zeigt neue wege auf

Hypnose, Meditation, Achtsamkeit eröffnen uns die große Chance, mehr Bewusstsein über diese unbewussten Prozesse zu erlangen. Dieses Bewusstsein lässt uns die Automatismen nicht nur besser erkennen und hinterfragen, es gibt uns auch neue Wahlmöglichkeiten an die Hand, wie wir alternativ handeln können. Zusätzlich lernen wir in der Meditation und Achtsamkeitsarbeit Techniken kennen, mit denen wir uns besser regulieren und somit widerstandsfähiger sowie durchsetzungsstärker im Umgang mit solch starken Empfindungen werden können.

 

Deine

Jamie